Implantation einer Schulterprothese
Arthrose
Auf dieser Seite finden Sie als Patient die wichtigsten Informationen zu diesem Eingriff.
Ihr Spezialist für diesen Eingriff
PD Dr. med. Florian Hess
Facharzt Orthopädie und Traumatologie des Bewegungsapparates und Facharzt Chirurgie, FMH
Kurzübersicht
Ablauf der Behandlung:
Patientenbroschüre
Operationsgrund
Was versteht man unter Schulterarthrose?
Unter einer Arthrose des Schultergelenks versteht man die Abnutzung des Gelenkknorpels, die häufig mit einer zunehmenden Deformierung und Zerstörung der knöchernen Gelenkpartner (Oberarmkopf und Gelenkspfanne) einhergeht. Siehe nachfolgende Bilder.
Eine Arthrose kann durch Veranlagung in zunehmendem Alter, übermässige Belastung eines Gelenkes oder auch durch einen Unfall (traumatisch) bedingt sein. Daneben können Durchblutungsstörungen im Oberarmkopf (Nekrosen), chronisch entzündliche Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis) oder nicht mehr reparable Verletzungen von Sehnen (Rotatorenmanschetten) zur Zerstörung des Gelenks führen.
Symptome sind in erster Linie Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Wer braucht eine Schulterprothese?
Der Entscheid zur Implantation einer Prothese fällt in Abhängigkeit vom individuellen Leidensdruck des Patienten, sprich vom Ausmass der Schmerzen und der Funktionseinschränkung.
Behandlung/Prothesen
Welche Formen von Schulterprothesen gibt es?
Man unterscheidet im Wesentlichen drei Typen des Schultergelenkersatzes:
Anatomische Totalprothese
Die anatomische Totalprothese mit Ersatz der Gelenkfläche des Oberarmkopfs sowie der Gelenkpfanne.
Auf der Seite der Gelenkpfanne wird eine Kunststoffpfanne (Polyethylen) auf den Knochen zementiert.
Dieser Prothesentyp wird v. a. bei Arthrose oder anderweitiger Zerstörung des Gelenkknorpels und/oder des Knochens eingesetzt. Voraussetzung ist eine intakte Muskel- und Sehnenfunktion (Rotatorenmanschette).
Hemi- oder Teilprothese
Die Hemi- oder Teilprothese dient zum Ersatz ausschliesslich des Oberarmkopfes, z. B. bei Abnutzung, oder fehlverheilter Fraktur, oder wenn auf Seiten der Gelenkpfanne keine ausreichende Verankerung einer künstlichen Pfanne mehr möglich ist. Auch für die Implantation dieser Prothese sollte die Sehnenmanschette intakt sein.
Inverse Prothese
Bei der inversen Prothese tauschen Kugel und Pfanne gleichsam die Position (invers), indem man eine Halbkugel, die sogenannte Glenosphäre, auf der Seite der ursprünglichen Gelenkpfanne montiert und die Pfanne entsprechend auf der Seite des Oberarmkopfes. Dadurch verändert man die Hebelkräfte der schultergelenkübergreifenden Muskulatur, v. a. des Deltamuskels, und kann so den Mangel an Kraft, bzw. die Verminderung der Funktion bei Verlust der Rotatorenmanschette, teilweise ausgleichen.
Dieser Prothesentyp kommt daher bei Abnutzung des Gelenkknorpels und gleichzeitiger irreparabler Rotatorenmanschettenverletzung zum Einsatz.
Die Prothesenkomponenten werden auf der Seite des Oberarms durch einen Schaft aus einer Metalllegierung oder Titan fixiert, der im Markraum des Knochens mit oder ohne Zement verankert wird.
Auf der Seite der Gelenkpfanne wird die Glenosphäre mit Hilfe von Schrauben verankert.
Aufbau einer inversen Prothese:
Begleiteingriffe
Eine Arthrose des Schultergelenks wird oft von Veränderungen der langen Bizepssehne begleitet. In diesem Fall kann entweder die Sehne in ihrem knöchernen Tunnel fixiert und der durchs Gelenk verlaufende Anteil entfernt werden (Bizepstenodese) oder lediglich ein Absetzen der Sehne ohne Fixation erfolgen (Bizepstenotomie).
Bei ausgedehnten Verletzungen der Rotatorenmanschette, insbesondere der Aussenrotatoren, kann zusätzlich ein Sehnentransfer zur Verbesserung des Gleichgewichts zwischen Innen- und Aussenrotatoren und zur Wiederherstellung der für Alltagsaktivitäten so wichtigen Aussenrotation im Schultergelenk notwendig werden (Latissimus-dorsi-/Teres-major-Transfer).
Je nach Prothesentyp und allfälligen Begleiteingriffen dauert der Eingriff zwischen 1,5 und 2,5 Stunden.
Operationsplanung
In der Vorbereitung des Eingriffs kommen modernste Verfahren wie elektronische 3D-Modelle zum Einsatz, welche eine hochpräzise präoperative Planung ermöglichen.
Auf der Basis der Schnittbilddiagnostik (MRI oder CT) wird eine 3-dimensionale Darstellung des Gelenks generiert. Am Bildschirm werden dann auf diesem Modell die Operationsschritte geplant und die einzelnen Komponenten eingepasst und exakt platziert.
Dank dieser minutiösen, technik-gestützten Planung wird nicht nur die effektive Operationszeit verkürzt. Sie verbessert auch das Resultat, indem sich die Komponenten präzis und weichteilschonend platzieren lassen, was wiederum positiven Einfluss auf den postoperativen Heilungsprozess hat und eine schnellere Heilung ermöglicht.
Nachbehandlung
Ruhigstellung/Mobilisation
In der Regel wird der operierte Arm für 6 Wochen in einer Armschlinge (Mitella) bzw. einer 0°-Rotationsschiene ruhiggestellt.
Meist darf die Schulter während dieser Zeit bereits passiv und/oder aktiv assistiert aus der Schlinge/Schiene bis zur Scheitelebene mobilisiert werden, entweder eigenständig oder im Rahmen einer Physiotherapie. Dabei sollte in den ersten 6 Wochen nach dem Eingriff keine Aussenrotation über die Neutralebene erfolgen.
Aktive Phase und Kraftaufbau
Nach 6 Wochen fängt die aktive Phase der Therapie an, jedoch noch ohne Widerstand.
Nach 3 Monaten beginnt der dosierte Kraftaufbau und damit der schrittweise Übergang zur Vollbelastung.
Hautfäden
Eine Entfernung der Hautfäden ist meistens nicht notwendig, da sich die Fäden selber auflösen.
Arbeitsausfall
Die Arbeitsunfähigkeit kann je nach Ausmass der Operation und Art der Tätigkeit zwischen 6 Wochen und 6 Monaten variieren.
Risiken und Komplikationen
Jede Operation birgt gewisse Risiken und kann zu Komplikationen führen. Was dies bei einem Eingriff zur Implantation einer Schulterprothese bedeutet, wird im Folgenden erläutert:
Infektion
Zu den Operationsrisiken gehören Infektionen (< 1 %), welche unmittelbar nach dem Eingriff (z. B. wegen einer Störung bei der Wundheilung), aber auch noch Jahre später auftreten können. Ursache dieser späten Infektionen sind Erreger, welche z. B. bei einer Zahninfektion, durch Hautverletzungen oder über andere Eintrittspforten über den Blutkreislauf in das Schultergelenk gelangen. In diesem Fall wird meist ein Revisionseingriff notwendig, zum Teil mit vorübergehender Entfernung der Prothese.
Nervenverletzung
Nervenverletzungen, z. B. durch Zug am Arm während der Operation, im Rahmen bestimmter Anästhesieverfahren oder (seltener) durch Instrumente (< 1 %), können zu in der Regel temporären Gefühlsstörungen und Schwäche führen. Dabei ist in erster Linie der Nervus axillaris in Gefahr, welcher am Unterrand des Schultergelenks und somit in unmittelbarer Nähe des Operationsgebiets verläuft.
Luxation/Bruch/Fissur
Als Risiken dieser Operation gelten Luxationen (Auskugeln des Gelenks) sowie das Auftreten von Knochenbrüchen oder Fissuren während der Implantation der Prothese oder als Folge der Implantation (sogenannte Ermüdungsfrakturen).
Erfolgsaussichten
Wie sind die Erfolgsaussichten?
Je nach zugrundeliegender Schädigung des Gelenks und der Sehnen vor der Operation sowie abhängig vom Prothesentyp sind im Allgemeinen eine sehr gute Schmerzlinderung und eine Verbesserung der Funktion des Schultergelenkes für das tägliche Leben zu erreichen. Generell ist ein künstliches Schultergelenk allerdings nicht für das Verrichten von schwerer körperlicher Arbeit konzipiert.
Eine Lockerung und der übermässige Konsum der Prothesenkomponenten können im Laufe der Jahre allenfalls eine Wechseloperation notwendig machen.