Rekonstruktion Rotatorenmanschette
Sehnenverletzung / Ruptur der Sehnenmanschette
Auf dieser Seite finden Sie als Patient die wichtigsten Informationen zu diesem Eingriff.
Ihr Spezialist für diesen Eingriff
PD Dr. med. Florian Hess
Facharzt Orthopädie und Traumatologie des Bewegungsapparates und Facharzt Chirurgie, FMH
Kurzübersicht
Ablauf der Behandlung:
Patientenbroschüre
Operationsgrund
Wozu dient die Rotatorenmanschette?
Die Rotatorenmanschette setzt sich aus vier Sehnen zusammen. Die dazugehörigen Muskeln entspringen am Schulterblatt und vereinigen sich in ihrem sehnigen Ansatz am Oberarmkopf. Diese Sehnenmanschette stabilisiert den Oberarmkopf in der Schultergelenkpfanne und bewegt den Oberarm in Relation zum Schulterblatt.
Wie kann die Rotatorenmanschette reissen?
Die Sehnen der Rotatorenmanschette unterliegen im Laufe des Lebens einer gewissen Abnutzung bzw. Degeneration. Das Ausmass ist teils eine Frage der Veranlagung, teils hängt es von der Belastung der Schultergelenke in Beruf oder Sport ab. Diese Veränderungen geschehen oft schleichend und bleiben lange unbemerkt. Beim Reissen einer oder mehrerer Sehnen, spontan oder durch einen Unfall, kommt es schliesslich zu Schmerzen und einem Funktionsverlust. Nur selten ist eine Verletzung der Rotatorenmanschette rein unfallbedingt.
Muss bei einer Verletzung der Rotatorenmanschette operiert werden?
Nicht jede Verletzung der Rotatorenmanschette macht eine Operation erforderlich. Dies hängt zum einen vom Ausmass der Verletzung und zum anderen von den Symptomen ab. Bei sehr kleinen Verletzungen ist eine Rekonstruktion oftmals nicht nötig, bei sehr ausgedehnten Verletzungen oftmals nicht mehr möglich. Teilweise kann mit Physiotherapie und analgetischen Massnahmen wie Medikamenten oder Infiltrationen eine Beschwerdelinderung erreicht werden. Bei anhaltenden Schmerzen und reparabler Verletzung empfiehlt sich eine chirurgische Rekonstruktion. Das Ziel der Operation ist die Wiedererlangung der normalen schmerzfreien Schulterfunktion.
Operation
Wie verläuft die Operation?
In der Regel wird die Rekonstruktion der Sehnenmanschette arthroskopisch vorgenommen. In speziellen Situationen ist gelegentlich ein offenes Vorgehen notwendig. In beiden Fällen werden die gerissenen Sehnen zunächst mobilisiert und dann mit Hilfe von Faden und Anker an ihrem ursprünglichen Ansatz refixiert.
Begleiteingriffe
Durch Reduktion des knöchernen Schulterdaches (Acromioplastik) und Entfernung des entzündeten Schleimbeutels (Bursektomie) schafft man im Bedarfsfall genügend Platz unter dem Schulterdach, um die Sehne zu entlasten und dadurch eine ungestörte Einheilung zu ermöglichen.
Das AC-Gelenk bildet die Verbindung zwischen dem Schulterdach und dem Schlüsselbein. Bei entzündlichen Veränderungen oder fortgeschrittener Abnutzung (Arthrose) kann es auch hier zu belastungsabhängigen Schmerzen sowie einer schmerzhaften knöchernen Prominenz kommen.
Bei der arthroskopischen Resektion des AC-Gelenks werden ca. 5–7 mm des Schlüsselbeins entfernt und allfällige Verknöcherungen abgetragen.
Eine Verletzung oder Instabilität der langen Bizepssehne kann begleitend zu einer Rotatorenmanschettenruptur vorkommen bzw. diese teilweise mitbedingen. Verletzungen treten typischerweise im Bereich der Aufhängung (SLAP-Läsion) oder im Bereich der Umlenkung auf. Hier kann entweder die Aufhängung stabilisiert werden (SLAP-Refixation), die Sehne in ihrem knöchernen Tunnel fixiert und der durchs Gelenk verlaufende Anteil entfernt werden (Bizepstenodese) oder lediglich ein Absetzen der Sehne ohne Fixation erfolgen (Bizepstenotomie).
Nachbehandlung
Ruhigstellung und Mobilisation
Je nachdem, welche Sehne betroffen ist bzw. rekonstruiert wurde, bleibt der operierte Arm für 6 Wochen in Neutralstellung oder in einer Armschlinge ruhiggestellt.
Meist darf die Schulter während dieser Zeit bereits passiv und/oder aktiv assistiert aus der Schiene mobilisiert werden, entweder eigenständig oder im Rahmen einer Physiotherapie.
Aktivierung und Kraftaufbau
Nach 6 Wochen fängt die aktive Phase der Therapie an, jedoch noch ohne Widerstand.
Nach 3 Monaten beginnen der dosierte Kraftaufbau und der schrittweise Übergang zur Vollbelastung.
Sport
Sportliche Aktivitäten, v. a. im Überkopfbereich, sollten für mindestens 6 Monate unterlassen werden.
Fäden ziehen
Die Hautfäden, sofern vorhanden, können nach 10–14 Tagen im Rahmen einer Wundkontrolle vom Hausarzt entfernt werden.
Arbeitsausfall
Die Arbeitsunfähigkeit kann je nach Ausmass der Operation und Art der Tätigkeit zwischen ca. 6 Wochen und 6 Monaten variieren.
Risiken und Komplikationen
Jede Operation birgt gewisse Risiken und kann zu Komplikationen führen. Was dies bei einem Eingriff zur Rekonstruktion der Rotatorenmanschette bedeutet, wird im Folgenden erläutert:
Infektion/Einblutung
Zu den allgemeinen Operationsrisiken gehören Infektionen (< 1 %) und Einblutungen (Hämatome).
Nervenverletzung
Durch den Zug am Arm während der Operation kann es zu Nervenverletzungen kommen; im Rahmen der Anästhesie oder (seltener) durch Instrumente (< 1 %). Solche Verletzungen können zu temporären Gefühlsstörungen und Schwäche führen.
Schultersteife
In etwa 5 % der Fälle bildet sich eine Schultersteife (reaktive Capsulitis). Dies ist eine Erkrankung, die zumeist bei einer gewissen Prädisposition auftritt, nahezu immer selbstlimitierend verläuft, aber zu einer Verzögerung der Rehabilitation führen kann.
Sehnenriss/Reruptur
Bis die Sehne nach einer Rekonstruktion ihre volle Belastbarkeit erreicht hat, dauert es 6–8 Monate. Bei einem erneuten Trauma wie z. B. einem Sturz oder vorzeitiger Belastung kann sie erneut reissen.
Bei sehr ausgedehnten Verletzungen mit stark verkürzter Sehne oder bereits stark verminderter Sehnenqualität kann es auch spontan zu einer Reruptur kommen. Je nach Alter des Patienten und Ausmass der ursprünglichen Verletzung beträgt das Risiko dafür ca. 10–50 %.
Eine solche Reruptur muss jedoch nicht zwingend Beschwerden verursachen oder eine weitere Operation notwendig machen.
Erfolgsaussichten
Die Erfolgsaussichten sind von Verletzungsausmass, Alter und Begleiterkrankungen abhängig.
In der Regel kommt es zu einer zuverlässigen Schmerzlinderung und einer Wiederherstellung der Funktion. Eine leichte Einschränkung der Beweglichkeit sowie ein Kraftdefizit können allerdings bestehen bleiben.