Schultersteife
Adhäsive Capsulitis / «Frozen Shoulder»
Auf dieser Seite finden Sie als Patient die wichtigsten Informationen zu diesem Eingriff.
Ihr Spezialist für diesen Eingriff
PD Dr. med. Florian Hess
Facharzt Orthopädie und Traumatologie des Bewegungsapparates und Facharzt Chirurgie, FMH
Kurzübersicht
Ablauf bei konservativer Behandlung:
Kurzübersicht
Ablauf bei Operation:
Patientenbroschüre
Behandlungsgrund
Das Schultergelenk wird von einer festen, bindegewebigen Kapsel umhüllt. Diese Kapsel sorgt für Stabilität und produziert eine Schmierflüssigkeit (Synovia), welche dafür sorgt, dass sich die Reibung zwischen den Gelenkknochen verringert.
Eine adhäsive Capsulitis, auch «Schultersteife» oder «Frozen Shoulder» genannt, ist eine entzündliche Erkrankung dieser Schultergelenkkapsel, welche mit teilweise starken Schmerzen sowie im Verlauf mit einer Einschränkung der Schulterbeweglichkeit einhergeht.
Die Ursache ist nach wie vor nicht genau geklärt. Es kommt zu einer entzündlichen Reaktion der Gelenkschleimhaut und in diesem Rahmen zur Einlagerung von Kollagen, was zur Verdickung und zur Verminderung der Elastizität der Gelenkkapsel führt. Dadurch nimmt die Beweglichkeit ab, das Gelenk «friert ein» (Frozen Shoulder).
Gesunde Gelenkkapsel
Entzündte Gelenkkapsel
Wie kann es zur Ausbildung einer Capsulitis kommen?
Eine Capsulitis kann nach jeglicher Art von Traumatisierungen des Schultergelenks auftreten. So z. B. nach einem Ausrenken, einem Knochenbruch oder auch nach einer Operation.
Teilweise kann die Erkrankung auftreten, obwohl die Schulter an sich von der Verletzung gar nicht betroffen ist, so z. B. nach einer Handgelenksverletzung. Auch eine anderweitige Erkrankung der Schulter wie z. B. eine chronische Sehnenverletzung oder eine Schleimbeutelentzündung kann eine adhäsive Capsulitis auslösen oder unterhalten.
Generell gilt eine Verminderung der Beanspruchung bzw. eine Schonhaltung als Risikofaktor.
Zum Teil tritt die Capsulitis jedoch auch ganz spontan und ohne ersichtlichen Auslöser auf.
Typischerweise sind Frauen zwischen dem 45. und dem 55. Lebensjahr häufiger betroffen. Ein vermehrtes Auftreten wird aber auch in Verbindung mit Stoffwechselstörungen wie Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen beobachtet.
Normale Schulterkapsel
Verdickte, entzündte Gelenkkapsel bei Capsulitis
Wie kann man einer adhäsiven Capsulitis vorbeugen?
Um das das Risiko der Entwicklung einer Capsulitis nach einem operativen Eingriff zu verringern, ist eine ausreichende Schmerzmedikation sowie eine Prophylaxe mit einem hochdosierten Vitamin C Präparat in der frühen postoperativen Phase wichtig, v.a. bei bekannter Veranlagung bzw. nach bereits durchgemachter Capsulitis. Darüber hinaus sollte eine anhaltende Schonhaltung der Schulter, sofern nicht explizit für eine postoperative Nachbehandlung notwendig, vermieden werden, da auch sie eine solche Entwicklung begünstigt.
Für die spontan auftretende Capsulitis ist die frühe Beurteilung und allenfalls medikamentöse Behandlung von Vorteil.
Verlauf
Wie verläuft eine adhäsive Capsulitis?
Der Verlauf gliedert sich typischerweise in drei Phasen:
- die entzündliche
- die adhäsive Phase und schliesslich
- die Erholungsphase.
Die entzündliche Phase ist v. a. durch starke bis stärkste Schmerzen gekennzeichnet. Diese sind oft diffus und klingen auch in Ruhe und in der Nacht nicht ab. Typisch sind zudem einschiessende Schmerzen bei ruckartigen, unkontrollierten Bewegungen.
In der zweiten «adhäsiven» Phase kommt es zunehmend zur Einsteifung der Schulter, wobei dann die Schmerzen oft rückläufig sind.
In der dritten Phase (Erholungsphase) kehrt die Beweglichkeit langsam zurück, und die Schulter wird wieder beschwerdefrei.
Wie lange die einzelnen Phasen dauern und wie ausgeprägt die Symptome sind, ist individuell. Insgesamt kann die Erkrankung über einen Zeitraum von mehreren Monaten bis zu zwei Jahren verlaufen.
Gerade langwierige Verläufe können sehr frustrierend sein. Nichtsdestotrotz kommt es nahezu immer zu einer spontanen vollständigen Ausheilung.
Behandlung
Wie kann man eine adhäsive Capsulitis behandeln?
Die Therapie ist in erster Linie konservativ und besteht in der Linderung des Entzündungsreizes und der Schmerzen sowie im weiteren Verlauf in einer schrittweisen Verbesserung der Beweglichkeit.
In der Phase der akuten Entzündung und bei starken Schmerzen ist die wirksamste Therapie eine Kortisoninfiltration ins Schultergelenk. Dies wird unter bildgebender Kontrolle von Radiologen durchgeführt. Eine solche Kortisoninfiltration führt in den meisten Fällen innerhalb von wenigen Tagen zu einer effektiven Linderung der Entzündung und damit auch der Schmerzen. Als unerwünschter Nebeneffekt kann es zu allgemeinen Reaktionen wie Herzrasen oder Blutdruckanstieg und bei Diabetikern zum Anstieg des Blutzuckerspiegels kommen.
Begleitend bzw. bei weniger ausgeprägten Symptomen kommen entzündungshemmende Schmerzmedikamente (NSAR) zur Anwendung.
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Therapie sind physiotherapeutische Massnahmen zur Schmerzlinderung und zur Wiederherstellung der Beweglichkeit.
Operation
Wann ist eine operative Behandlung der Capsulitis notwenig?
Nur sehr selten kommt es nicht zu einem spontanen Abklingen der Capsulitis resp. zur Wiedererlangung der normalen Gelenksbeweglichkeit. In diesem Fall oder bei sehr langwierigem, schmerzhaftem Verlauf kann eine operative Behandlung durchgeführt werden. Dabei handelt es sich um einen arthroskopischen Eingriff, bei welchem die vernarbte und verdickte Kapsel durchtrennt wird. Allerdings besteht wegen der operativen Reizung des Gelenkes die Gefahr, dass die Entzündung wieder aktiviert wird. Entsprechend wichtig ist das Schmerztherapie-Management vor und nach der Operation.
Nachbehandlung nach der Operation
Mobilisation
Nach der Kapsulotomie wird das Schultergelenk unter laufender Regionalanästhesie 2 Mal täglich mobilisiert. Das ist wichtig, um das Gelenk möglichst beweglich zu halten.
Die Hospitalisation dauert ca. 5 Tage, dann wird die Regionalanästhesie ausgeschlichen und auf Schmerzmedikamente in Tabletten-Form gewechselt. Zuhause ist es wichtig, ein tägliches Heimprogramm durchzuführen, begleitend mit Physiotherapie.
Belastungen
Auf belastende Tätigkeiten sowie Sport sollte vorübergehend verzichtet werden.
Sport
Leichtere sportliche Aktivitäten unter Einbezug der Schulter sind frühestens nach 3 Monaten, Kontakt- und Überkopfsportarten nach 6 Monaten wieder möglich.
Fäden ziehen
Die Hautfäden, sofern vorhanden, können nach 10–14 Tagen im Rahmen einer Wundkontrolle vom Hausarzt entfernt werden.
Arbeitsausfall
Bis das Gelenk wieder frei beweglich und belastbar ist, dauert es in der Regel ca. 3 Monate. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit variiert je nach Tätigkeit zwischen 6 bis 12 Wochen.